360°-Videos

360°-Videos sind Videos, bei denen in alle Richtungen gleichzeitig Video aufgenommen wird. Dazu werden spezielle Kameras verwendet, die aus einer Anzahl von normalen Kameras bestehen, die in verschiedene Richtungen gleichzeitig filmen. Im einfachsten Fall sind das auch nur zwei Kameras mit Superweitwinkelobjektiv, die in zwei Richtungen aufnehmen, bessere Modelle benutzen sechs oder mehr Kameras.

Das Ergebnis ist, dass der Zuschauer sich im Video „umsehen“ kann, indem er selbst die Blickrichtung bestimmt. Bei der Wiedergabe auf dem PC ziehen Sie dazu mit der Maus auf dem Video. Auf mobilen Geräten kann dazu auch der eingebaute Orientierungssensor benutzt werden: die Blickrichtung folgt dann den Drehungen des Geräts. In Kombination mit einer VR-Brille oder einer Smartphone-Halterung wie Samsung Gear VR oder Google Cardboard ist mit stereoskopischem 360°-Video ein komplettes Eintauchen in eine virtuelle Umgebung möglich!

360°-Videos werden von den großen Videoplattformen YouTube, Vimeo und Facebook unterstützt.

Technisch sind 360°-Videos normale, zweidimensionale Videos. Die Bilder der Kugeloberfläche rund um die Kamera werden dazu entsprechend verzerrt abgebildet, ganz ähnlich dem Verfahren, mit dem die eigentlich kugelförmige Oberfläche der Erde auf flache Weltkarten projiziert wird. Dabei entstehen allerdings relativ große Videos, um auch in den stark verzerrten Randbereichen der Aufnahme nach dem Entzerren noch eine ausreichende Auflösung zu gewährleisten.

Vorverarbeitung / Stitching

Stitching bezeichnet das Zusammenrechnen der Bilder der einzelnen Kameras zu einem großen Bild und der Projektion des kugelförmigen Bildes die rechteckige Fläche des Videos. Während bessere Kameras das bereits in der Kamera erledigen, erzeugen einfache Kameras mit nur zwei Objektiven ein Video, dass erst zu einem richtigen 360°-Video „gestitcht“ werden muss.

ABBILDUNG Ungestitchtes Videobild der zwei 180°-Fischaugen-Objektive einer 360°-Kamera

Meist wird zu den Kameras eine entsprechende Stitching-Software mit geliefert, eleganter ist es aber, das direkt im Video Pro X zu erledigen. Sie finden die Stitching-Funktion im Media Pool, Reiter „Effekte“ im Abschnitt 360°-Video.

Wählen Sie das Video-Objekt aus und den Effekt aus und klicken Sie auf „Effekt anwenden“. Das Video sollte im Videomonitor jetzt so aussehen:

Für die gängigsten 360°-Kameras mit zwei Objektiven gibt es im Listenfeld oben Voreinstellungen, für andere Kameramodelle können Sie darunter die Parameter entsprechend anpassen.

HINWEIS Video Pro X erkennt das meiste 360°-Videomaterial, das „gestitcht“ werden muss automatisch und wendet den Effekt automatisch an.

360°-Bearbeitung

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Sie mit 360°-Videos in Video Pro X verfahren können:

  1. Sie erstellen ein 360°-Video aus Ihrem 360°-Ausgangsmaterial, dass Sie mit zusätzlichen Inhalten (Videos, Bilder oder Titel) und Effekten versehen oder

  2. Sie integrieren Ihre 360°-Inhalte in ein normales Video, wobei Sie den Bildausschnitt und die Blickrichtung festlegen können.

Für beide Anwendungsfälle finden Sie die Bearbeitungsfunktionen unter 360°-Video im Media Pool im Reiter „Effekte“. Unter 360°-Bearbeitung wird automatisch der Bearbeitungsmodus angezeigt, der für den jeweiligen Anwendungsfall sinnnvoll ist.

360°-Video erstellen

Wenn Sie 360°-Videomaterial laden, wird Video Pro X (nach Rückfrage) automatisch in den 360°-Modus versetzt. Wenn ein Stitching (s.u.) notwendig sein sollte, wird auch dieses automatisch ausgeführt.

Für solche Videos wird außerdem der Videomonitor in einen speziellen 360°-Modus versetzt, der das Bild entzerrt und der es Ihnen erlaubt, mit der Maus Ihre Blickrichtung zu verschieben. (Sie erreichen den 360°-Modus über das Menü in der linken oberen Ecke des Programmmonitors.)

Wenn Video Pro X nicht automatisch erkannt hat, dass es sich um 360°-Videomaterial handelt, können Sie in den Filmeinstellungen manuell in den 360°-Modus umschalten, indem Sie eine eine entsprechende Videovoreinstellung (360°...) auswählen (ganz unten in der Liste).

Sie können dieses Video in Video Pro X ganz normal schneiden und mit Videoeffekten versehen. Beachten Sie jedoch, dass die meisten Effekte aus dem Bereich Ansicht/Animation den 360°-Effekt zunichte machen.

HINWEIS Die automatische Erkennung funktioniert aktuell nur für die Modelle von Ricoh (Theta m15, S und SC) und Samsung Gear 360 und für selbst exportierte 360°-Projekte.

Zusätzliche Inhalte in 360°-Videos integrieren

Bearbeitungsmodus „Objekt im 360°-Raum positionieren“

Wenn Sie zusätzliche Inhalt in ein 360°-Video integrieren wollen, zum Beispiel einen Titel, der im Raum schwebt, gehen Sie folgendermaßen vor:

  1. Stellen Sie den Wiedergabemarker an die Zeitposition, an der das Titelobjekt auftauchen soll.

  2. Erzeugen Sie das Titelobjekt.

  3. Wählen Sie es aus und wechseln in den Effekt 360°-Bearbeitung im Media Pool.

  4. Aktivieren Sie die 360°-Bearbeitung (1).

  5. Stellen Sie im Videomonitor im 360°-Modus mit der Maus die Ansicht auf die Stelle im Raum ein, wo der Titel auftauchen soll.

  6. Klicken Sie „Auf Blickrichtung“ (3) der Titel wird genau in der Blickrichtung platziert. Mit Blickwinkel (4) bestimmen Sie die Entfernung vom Betrachter.

  7. Wenn der Titel hinein- und hinaus fliegen soll, bietet sich eine Keyframe-Animation des Blickwinkels und der Parameter Ausrichtung (2) an.

ABBILDUNG Videomonitor im 360°-Modus mit 360°-Video, in dem ein 3D-Titelobjekt platziert wurde.

360°-Inhalte in andere Videos integrieren

Bearbeitungsmodus „Ausschnitt aus Panorama wählen“

Um 360°-Videos oder Fotos in normale Videos zu integrieren, gehen Sie folgendermaßen vor:

  1. Laden Sie Ihr 360°-Video oder Foto. Erfolgt eine Rückfrage, ob Sie in den 360°-Modus wechseln wollen, müssen Sie diese Frage mit „Nein“ beantworten, denn Sie wollen ja gerade kein 360°-Video erstellen, sondern nur Ihre 360°-Aufnahmen in einem normalen Video nutzen.

  2. Wählen Sie das Objekt aus und aktivieren Sie die 360°-Bearbeitung (1).

  3. Mit „Ausrichtung“ (2) legen Sie die Blickrichtung fest. Sie können auch eine Kamerafahrt durch den 3D-Raum simulieren, indem Sie diese Parameter und den Blickwinkel (4) durch Keyframes animieren.

  4. Der „Aufnahmewinkel“ (3) ist für 360°-Videos voreingestellt fest auf 360° eingestellt, für Panoramafotos mit einem geringeren Aufnahmewinkel können Sie hier ein Häkchen setzen und einen anderen Winkel einstellen. Tasten Sie sich an den „genauen“ Wert heran, in dem Sie einfach das Ergebnis nach Augenmaß bewerten und die Gradzahl entsprechend anpassen.

  5. „Blickwinkel“ (4) legt fest, wie weit Sie in den Raum für Details hineinzoomen wollen bzw. wie weit heraus, um möglichst viel zu sehen.

  6. Mit den restlichen Parametern kann die eine eventuelle Verzerrung korrigiert werden: Der „Superweitwinkel“ (5) ermöglicht eine Erweiterung des Blickwinkels über die maximal möglichen 180° hinaus auf bis auf 360°. Damit können z. B. sogenannte Miniwelten erstellt werden. Durch die Fischaugenlinse („Fisheye“ 6) wird die Perspektive verzerrt dargestellt. Sind bei einem Bild durch den Weitwinkel bereits Verzerrungen zu sehen, kann der Fisheye-Effekt genutzt werden, um diese Weitwinkelverzerrungen zu korrigieren. Zum Beispiel kann ein gewölbter Horizont „begradigt“ werden.

360°-Szenenrotation

Bei der Bearbeitung von 360° Videos haben Sie die Möglichkeit, den Betrachtungswinkel der Zuschauer zu steuern. Sie können die Perspektive ändern, bestimmte Bereiche hervorheben oder den Fokus auf bestimmte Details lenken.

Mit diesem Effekt lässt sich die gesamte 360°-Szene in allen drei Raumachsen drehen. Damit können Sie korrigieren, wenn die 360°-Kamera bei der Aufnahme verkehrt herum oder schief gehalten wurde.